Wie der Stahl gehärtet wurde, oder wie man mit dem Hammer komponiert
Kontext
Wichtig für mich bei der Komposition ist immer der kompositionsprozess. Das ist auch der Grund, weshalb ich mir eigentlich sehr viel Zeit nehme für die kompositorische Arbeit. Phasen an denen ich 9 Stunden pro Tag komponiere für mehrere Wochen hinweg wechseln sich manchmal von vereinzelten Abschnitten aus an denen ich bewusst nicht schreibe und versuche einfach frei zu Leben um Distanz zu meiner eigenen Arbeit zu gewinnen. Die Arbeit während meines Stückes "wie der Stahl gehärtet wurde oder wie man mit dem Hammer komponiert" stellte sich als relativ problematisch da, weil ich im Laufe der Arbeit zwei Lungenentzündungen gehabt habe, die den Kompositorischen Prozess bei mir sehr erschwert haben, da Komposition nicht nur psychisch als auch körperlich sehr anstrengend ist. So hatte ich eine Pause von mehreren Monaten während ich an diesem Stück komponiert habe, wo ich mich mit anderen Sachen beschäftigen musste.
Das führte dazu, dass ich Material hatte welches ich vor den Krankheiten komponiert hatte und Material welches danach entstanden ist. Das Problem war nur das die Abgabefirst recht schnell näher kam, weshalb ich viel Material in kurzer Zeit generieren und komponieren musste, was eine Detailversessene Arbeit quasi unmöglich machte. Das Werk wurde grob mit dem Hammer komponiert.
Konzept
Initialgedanke für dieses Stück war eine Arbeit über Ideologie und die verhärtung welche diese hervorrufen kann. Ich war auf der Suche nach einem Material welches im Prozess der Komposition sich soweit verhärtet das es ad absurdum geführt wird. Die Natur dieser Absurdität ist aber nicht witzig auf leichte Art sondern eher brutal und sadistisch ohne Rücksicht auf Menschenleben. Dieser Entfremdungsprozess zwischen dem Spieler und sein Instrument steht dabei im Vordergund.
Komposition
Um eine Entfremdung zu komponieren, habe ich zu allererst in den Streichinstrumenten eine Scordatur entwurfen, die es den Spieler unmöglich macht, sich harmonisch zu versöhnen. Die Rechte und Linke hand ist auch strikt getrennt und Polyfon, was zu unvorhersehbaren Störungen in den Instrumentalstimmen führt. Eine andere Methode war es Bewegungen die beim Spiel eines Instrumentes im Ensemble auf andere Instrumente im Ensemble anzuwenden, auf wenn diese nicht viel Sinn ergeben. Das Ergebnis ist ein sehr geräuschhaftes Stück welches zum Glück neue Gesten aus den Geräuschen inherent findet und nicht gestischen Schnick-Schnack aus der Romantik den Gesten überstülpt alla Lachenmann. Geräusche in diesem Stück entstehen durch die Synthese von sich wiederstrebenen Kräften und nicht aus dem Bedürfniss nach Orchestration wo man gerne den Gebrauch von erweiterten Spieltechniken (als Accessoire) einsetzt um gerne über die materielle Leere hinwegzusteuschen.