gleichschaltung
Aufnahme von gleichschaltung im Atelier von Sascha Hahn: Daria Cheikh-Sarraf, Philipp Henkel (Foto: Luis Salgueiro) März 2021
Eines der wichtigsten Stücke in meinem Werk stellt gleichschaltung dar. Es war eine neu-Formulierung meiner elektronischen Musik Ästhetik hinzu einer wirklich fundamentalen Beschäftigung mit den Fragen von Arbeit und Arbeitsverhältnissen. Nach Meta.Zeichen ist es auch mein zweites Elektronisches Werk, welches eher im Bereich Multimedia anzusiedeln ist, aufgrund der Verwendung von szenischen und filmischen Elementen.
Geschichte
Eines der wichtigsten elektronischen Werke in der jungen Geschichte der elektronischen Musik, die vollkommen nicht beachtet wurden und in ihrer Bedeutung vollkommen unterschätzt wurden, sind die Funktionsstücke von Gottfried Micheal König, die eigentlich in den pathetischen Veröffentlichungen über den elektronischen Musik Kanon, fast nie vorkommen obwohl diese eigentlich in Bedeutung mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar weit wichtiger sein sollten als Beispielsweise Stockhausens "Gesang der Jünglinge" oder "Kontakte" (welches primär durch die Hilfe von Gottfried Michael König zu Stande gekommen ist und sehr offensichtlich von dessen letzten Klangfiguren beeinflusst ist). Wie Gottfried Michael König in seiner Ästhetischen Praxis geschrieben hat, war eines seiner großen Kritikpunkte an der elektronischen Komposition in der Zeit der Funktionsstücke, dass so viele doch nur versucht haben Gesten aus dem Instrumentalbereich auf den Elektronik Bereich zu übersetzen ohne acht auf die verschiedenen Arbeitsweisen der beiden Bereiche - also komplett ohne materialistisch orientierten Ansatz.
Gerade zu dieser Zeit benötigte man für die Komposition von elektronischen Werke eine Arbeitsweise wo die Architektur der Komposition noch viel mehr ausgearbeitet sein musste.
Königs Funktionsstücke sind für mich eigentlich die Stücke, die die elektronische Musik von Grund auf hätte verändern müssen, da diese zum ersten mal auf reife Art und Weiße es geschafft haben, eine materialistisch orientierte Elektronische Musik Ästhetik zu artikulieren.
Das Material
Als Joachim Heintz der Leiter elektronischen Studio "FMSBW" im Institut für Neue Musik "Incontri" an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, mich auf die alten EMS Synthies im Schrank des Studios aufmerksam machte und mich darauf Aufmerksam machte, dass noch niemand wirklich mit diesen gearbeitet hat (der Fokus im FMSBW liegt eher auf die digitale Programmierung im Rechner) nahm ich mich den beiden Synthesizer an und fing an mit diesen einmal zu experimentieren. Für mich war von Anfang an die Schroffheit dieser Synthesizer faszinierend und auch wie aggressiv der Filter, die Klänge formen kann. Das beide Synthesizer noch über funktionierende intere Lautsprecher verfügten, die wirklich aus einer anderen Zeit klingen, war dabei für mich noch umso besser.
Der Prozess
Beeinflusst von Gottfried Michael Königs Ansatz fing ich an den Synthesizer auf Papier in seine Einzelteile zu zerlegen. Diese Einzelteile habe ich dann mit der Hilfe von Zufalls Operationen neu zusammen gesetzt, so das Kombinationen entstehen können, die sicherlich bei der Herstellung des Synthesizers nicht wirklich vorgesehen wurden. Ziel war es eine materialistische Analyse der beiden Geräte zu machen und sie mit Situationen von Druck und Stress zu konfrontieren und zu beobachten wie diese sich danach verhalten (natürlich Instabil).
Besondere Hilfe bekam ich im Prozess von Sascha Hahn, mit dem ich in der Zukunft noch öfters zusammen gearbeitet habe. Er hat mir besonders geholfen meine Gedanken deutlicher auf die visuelle Ebene zu übertragen. Wichtig in meiner Behandlung, war das dass Arbeiten ganz neutral gezeigt wird. Der visuelle Aspekt, darf nicht manipulativ das Publikum soll sich seine eigenen Gedanken machen ohne das ich Ihnen vorschreibe was sie zu denken und zu fühlen haben.